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Nebelmeer

  • Autorenbild: Lara Alina Hofer
    Lara Alina Hofer
  • 6. Aug.
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Aug.

Je kälter es wird, desto mehr Nebel zieht auf.

Je mehr Nebel aufzieht, desto kälter wird es.

Also, schnell raus, aus diesem grauen Einerlei,

das uns aufs Gemüt drückt.

Durchbrechen, diesen Teufelskreis!

Die Temperatur nimmt mit der Höhe nicht ab, sondern zu.


Von oben bietet das Nebelmeer ein fantastisches Bild.

Eine weisse Wand trennt Trubel von Ruhe.

Ein Scherenschnitt, der uns erlöst

von den Störgeräuschen des Alltags -

Autohupen, Kinderschreien,

und all dem anderen Kram, der in der Suppe passiert.


Hier oben hören wir das Schmelzen des Schnees.

Wir hören das Läuten der Glocken am Hals der Schafe.

Das Knistern des Reifs unter den schweren Schuhsohlen.

Das Plätschern des Bergbachs, während der Atem greifbar wird.


Die Sonne zieht unsere Mundwinkel zu sich empor.

Im Kopf aber holpert und hämmert es weiter,

bei Grossmutter, Mutter und mir.

Drei Generationen stehen auf dem Berg und hämmern.

Der Krach ist genetisch.

Keine hat ihn bisher zum Schweigen gebracht.

Keine kann sich jetzt geniessen,

zum Läuten der Glocken,

zum Schmelzen des Schnees.


Die Sonne brennt sich ein

in die Schichten im Schädel,

wo das Licht uns schadet.

Wir müssen die Augen schliessen.

Hirnnebel zieht auf,

weil es kälter wird.

Ich kann jetzt nicht weiterschreiben.


Lara Alina Hofer (23), Kolumnistin und Autorin aus Biel/Bienne.

Veröffentlicht im Januar 2025.




 
 
 

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